Asyl ist ein Menschenrecht!

Stellungnahme der KPÖ Bezirksorganisation Weinviertel zu aktuellen Vorgängen rund um die geplante Unterbringung von AsylwerberInnen.

Aktuellen Medienberichten (Bezirksblätter, NÖN) ist zu entnehmen, dass in den Gemeinden Bernhardsthal (Bezirk Mistelbach) und Gerasdorf (Bezirk Wien Umgebung) und zuletzt Groß Enzersdorf teils aggressiver „Widerstand“ gegen geplante (!) Unterbringungseinrichtungen für AsylwerberInnen geäußert wird: In Bernhardsthal gab es eine BürgerInnenversammlung, in Gerasdorf einen Vandalenakt an der vorgesehenen Immobilie, in Groß Enzersdorf schüren Politiker sogar ganz offen fremdenfeindliche Stimmungen.

Die KPÖ Weinviertel lädt in diesem Zusammenhang zu folgenden Überlegungen ein:
Ist es nicht eine identitätsstiftende Eigenschaft der 2. Republik Österreich, Menschen in Not Zuflucht und Schutz anzubieten, wie das bei zahlreichen Ereignissen in der Vergangenheit der Fall war: Vertriebene aus dem Sudetenland 1945/46, Flüchtlinge der Ungarnkrise 1956, Flüchtlinge im Rahmen des „Prager Frühlings“ 1968, Flüchtlinge der „Charta 77“ ab 1977, sowie Flüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien in den 1990er Jahren.

Nicht zu vergessen ist auch die Vielzahl an Menschen, die in den Jahren 1933 bis 1945 ihre Heimat in Österreich verlassen mussten, weil sie hier von Verfolgung, Inhaftierung und Ermordung bedroht waren und die in anderen Staaten Zuflucht gefunden haben.

Ein bekannter Weinviertler, der sich 1938 zur Flucht gezwungen sah, war der aus Niederhollabrunn stammende Dichter Theodor Kramer, der den Verlust seiner Heimat in seinem Werk thematisierte:
„Andre, die das Land so sehr nicht liebten,
war’n von Anfang an gewillt zu geh’n.
Ihnen – manche sind schon fort – ist besser
Ich doch müsste mit dem eig’nen Messer
Meine Wurzeln aus der Erde dreh’n!“

Vor diesen Hintergründen erscheint es unangemessen, welche Reaktionen die vorgeschlagene Aufnahme von 20 (Bernhardsthal) bzw. 12 Personen (Gerasdorf) hervorruft. Es handelt sich bei den Menschen die untergebracht werden sollen um lediglich 1,25% bzw. 0,11% der Einwohnerzahl.

Dass es auch anders geht, zeigen Positivbeispiele in anderen Gemeinden, wie etwa Eichgraben/NÖ (http://www.meinbezirk.at/neulengbach/politik/eichgraben-will-asyl-vorbild-werden-d1122248.html) oder Altmünster am Traunsee/OÖ (http://www.plattformaltmuenster.at/page17/index.html)

Die KPÖ Weinviertel ruft die Menschen im Weinviertel daher auf, aus den Erfahrungen von Gemeinden mit bereits vorhandener Flüchtlingsunterbringung zu schöpfen, statt sich unhinterfragt den irrationalen Ängsten einiger politisch motivierter WortführerInnen anzuschließen.

Strecken wir jenen die Hand entgegen, die auf der Flucht vor Grausamkeit, Krieg und Tod ihre Heimat verlassen mussten, oft nur um ihr nacktes Leben und das ihrer Kinder zu retten!

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