EAZ Traiskirchen: Es sind Menschen! Menschen wie Du und ich
Von Nadine Neroth
Sinneseindrücke von der (erneuten) Spendenverteilung am 23.08. 2015 in Traiskirchen: Es ist heute ein sonniger Tag. Mit 21 Autos und 80 helfenden Händen, voll bepackten Autos mit Spenden, treffen wir im Erstaufnahmezentrum (EAZ) Traiskirchen ein. Einmal mehr ein Schock. Es sind zwar augenscheinlich weniger Familien, aber sehr viele Jugendliche, unterernährt. Von den – wie offiziell verlautbart – bereits „viel weniger Menschen“ hier kann keiner von uns etwas wahrnehmen, im Gegenteil. Es stehen um einiges mehr Zelte und unsere 21 Autos werden sofort umringt. Die Menschen fragen uns nach alltäglichen, für uns selbstverständlichen Dingen, wie ein Stück Brot, Wasser, ein T-Shirt, Schuhe. Wir sind fassungslos, fassungslos wie so etwas in Österreich sein kann. Menschen haben kein Dach über dem Kopf, müssen ohne Schutz bei den wenigen Graden, die es vergangene Woche nachts hatte, auf der nassen und kalten Wiese schlafen. Viele von ihnen haben kleine Kinder, Babys mit nicht einmal fünf Monaten. Jeder Apfel, jede Banane, jedes Wasser wird mit einem Lachen und tausendmal „Thank you“ entgegengenommen. Ich rede mit einer Mutter, sie hat drei Kinder und ist aus Syrien hierher geflüchtet. Ihre kleinste Tochter lächelt mich an, als ich ihr heute eine rosafarbene Hose gebe und sie „Little Princess“ nenne. Die Mutter streckt ihre Hand durch den Zaun, nimmt meine Hand in ihre und sagt „You are so good people, thank you“.
Es sind Menschen wie Du und ich. Sie haben einen Namen, eine Familie, ein Leben. Sahin ist 19 Jahre alt und kommt aus Syrien. Er ist alleine geflohen, ohne Freunde, ohne Eltern. Sahin ist seit drei Tagen im EAZ hier in Traiskirchen. Er ist verletzt und ich schäme mich schon fast zu fragen was passiert ist. „Bomb“. … Wir sehen einander an und dieses eine Wort reicht um zu wissen was passiert ist. Er bedankt sich für ein paar Minuten Zeit, die ich ihm geschenkt habe und geht mit einem Lächeln. Worte können mehr bewegen als manch einem bewusst sein mag.
