Nachruf auf Gert Hoffmann (09.06.1917 – 09.07.2014)

Am 09.06.1917 begann die Lebensgeschichte von Gert Hoffmann. Aufgewachsen in einer sozialdemokratischen, jüdischen Familie gemeinsam mit seinem älteren Bruder Wolfgang.

Sein Bruder Wolfgang, welcher mit 14 Jahren von zu Hause ausriss, um sich in Hamburg als Schiffsjunge durchzuschlagen, kam als gestandener Kommunist nach dem Krisenjahr 1929 und dem Schwarzen Freitag, welcher den Schiffsverkehr auf der Nordsee beendete, nach Hause.

Er spielte dadurch für Gert eine bedeutende Rolle.

Die Gebrüder Hoffmann wurden politisch aktiv. Gerts Standpunkt war „Immer für Gerechtigkeit kämpfen“.

1934 – nach der Niederlage der Februarkämpfe unter Dollfuß war beiden klar, dass es kein Aufgeben gibt und sie sich für die Republik einsetzen müssen.

Aufgrund der starken „Nazi“-Präsenz waren die Hoffmann´s trotz allem immer aktiv.

Die Folgen – ein abwechselnder Gefängnisbesuch der beiden Brüder. Wolfgang, sein Bruder, saß im Anhaltelager Wöllersdorf ein – bekannt als „Sammelbecken“ für SozialistInnen, KommunistInnen, GewerkschafterInnen und Nazis.

Als 1936 der spanische BürgerInnenkrieg ausbricht, ist Gerts revolutionärer Eifer noch grösser. Seine politische Aktivität wird ihm allerdings 1937 zum Verhängnis, und er wird zu 5 Jahren schweren Zuchthauses wegen Hochverrates verurteilt.

Zeitgleich endet die Schlacht um Madrid mit einem Sieg der RepublikanerInnen, das rote Madrid hält Stand. Wolfgang, Gerts Bruder, war einer der Interbrigadisten, die hier kämpften. Die Sehnsucht in Gert wurde grösser, gemeinsam mit seinem Bruder gegen General Franco zu kämpfen. Aber, für ihn ging es ab nach Stein, wo er bis zur Amnestie 1938 einsitzt und dann als politischer Gefangene entlassen wird.

Es waren auch die letzten Tage, bevor Österreich als Ostmark ins Deutsche Reich aufgeht.

Sein Vater riet ihm so schnell als möglich fortzugehen. Aus diesem Grund emigrierte Gert nach Tschechien. Allerdings war dieses Exil nur von kurzer Dauer und Gert schaffte es über Paris nach Spanien. Das war 1938. In diesem Jahr tobte der erbitterte Kampf – Franco gegen die Menschen Spaniens.

Gert wollte Frieden, Freiheit und Demokratie. Gemeinsam mit anderen stritt er für ein besseres Morgen. Nach seiner Grundausbildung wurde er mit dem Bataillon 12. Februar an die Front am Ebro geschickt. Die Internationale Brigade wurde demobilisiert, Gert als Soldat der spanischen Republik mobilisiert. Als diese verloren ist, musste Gert 1939 nach Frankreich fliehen. Sowie viele andere seiner Mitstreiter. In Spanien hat der Faschismus gesiegt!

Als er in Frankreich ankam, wurde er ins Internierungslager gesperrt, von „Lebensstandard“ weit und breit keine Spur. Während der Internierung konnte er seinen Vater sowie seinen Bruder ausfindig machen. Allerdings war es das letzte Treffen mit seinem Bruder. Denn Wolfgang Hoffmann wird im Vernichtungslager Groß-Rosen ermordet. Sein Vater kommt in einem französischen Lager ums Leben, seine Mutter wurde in den letzten Tagen vor Kriegsende ins KZ Auschwitz deportiert und von den Nazis ermordet.

Gert Hoffmann gelang die Flucht aus den Lagern von St. Cyprien und Gurs, er tauchte in Frankreich unter. Nach erneuter Verhaftung gelang es ihm, an spanische, gefälschte Papiere zu kommen und wurde somit als Spanier von den Nazis zur Zwangsarbeit verpflichtet. Nach einem Bombardement konnte er aus der Munitionsfabrik fliehen und sich schließlich dem französischen Widerstand anschließen. Er wurde von der US-Armee kurz vor Kriegsende rekrutiert und nahm als GI an der Befreiung Deutschlands teil. Zurückgekehrt ist Gert 1945 nach Wien.

Im Oktober 1985, im Alter von 69 Jahren, ging er noch als Brigadist nach Nicaragua, wo er sich am Aufbau des Landes beteiligte.

Wir möchten hier noch ein Zitat von Gert Hoffmann einfügen, welches er „irgendwann 1998“ von sich gab: „Wenn meine Kinder mich heute fragen, ob ich zu meinen Jugendidealen stehe, antworte ich ihnen: Meine Träume von damals haben sich nicht erfüllt. Um ihre Verwirklichung haben sich unzählige Menschen bemüht und dafür große Opfer gebracht. Ich kann mich damit nicht abfinden, dass es unmöglich sein soll, der Gerechtigkeit in dieser Welt zum Durchbruch zu verhelfen“

No pasaran, Compañero!

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