Hinter diesen Zahlen verbergen sich auch persönliche Schicksale

Von der AKNÖ in Auftrag gegebene Studie zeigt „Schwachstellen

unserer Gesellschaft auf“

Trotz Berufstätigkeit sind immer mehr Menschen von Armut betroffen, weil es immer mehr Arbeitsverhältnisse gibt, die den Beschäftigten nur Einkommen im Niedriglohn-Bereich bringen. „Nun gilt es“, so AKNÖ Präsident Hermann Haneder, die aus der Studie resultierenden „Forderungen zur Bekämpfung der Armut in Niederösterreich umzusetzen.“

Ao. Univ.-Prof. DDr. Nikolaus Trimmel erstellte im Auftrag der Kammer für Arbeiter und Angestellte für Niederösterreich (AKNÖ) diese Studie. Sie bestätigt die Beobachtungen, Einschätzungen und Forderungen der KPÖ.

Es zeigt sich, dass – basierend auf Daten der NÖGKK von 2008 – fast ein Drittel der Beschäftigten weniger als 996 Euro brutto im Monat verdiente. Dabei gibt es freilich auch noch deutliche regionale Unterschiede, wobei besonders die Bezirke Gänserndorf, Hollabrunn und Tulln hohe Niedriglohn-Anteile (also Einkommen unter 996 Euro brutto) aufweisen.

Die geringen Einkommen verteilen sich über unterschiedliche Gruppen von Beschäftigten – dazu zählen Geringfügige und freie Dienstnehmerinnen und Dienstnehmer, Praktikantinnen und Praktikanten, Leiharbeiterinnen und Leiharbeiter, kurzfristige Minijobs, aber zunehmend auch Normalarbeitsverhältnisse, und überwiegend betroffen sind Frauen.

Das weitaus stärkste Risiko der Armutsgefährdung haben laut Studie Familien mit nur einem/einer Erwerbstätigen und einem oder mehreren Kindern.

Die vorliegenden Daten zeigen durchgängig ein höheres Armutsrisiko erwerbstätiger Frauen. Dies ist nicht nur ein Ergebnis ungleicher Bezahlung für gleiche Arbeit, sondern hat auch mit unzureichender Kinder-Tagesbetreuung, Infrastrukturen und Mobilitäts-Chancen zu tun.

Die Ergebnisse der Studie belegen die Richtigkeit der Forderungen der Gewerkschaften nach höheren (Mindest-)Löhnen.

Die AKNÖ fordert zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf verstärkte Investitionen in die soziale Infrastruktur. Dies würde zusätzlich direkte Beschäftigungseffekte in den Bereichen Kinderbetreuung und Pflege bringen.

Selbst Beschäftigte mit überdurchschnittlich hohem Entgelt stürzen bei Verlust ihrer Arbeit aufgrund der niedrigen Einkommens-Ersatzrate beim Arbeitslosengeld in die Einkommensarmut.

„Daher fordere ich eine Anhebung des Arbeitslosengeldes von derzeit 55 Prozent auf das europäische Niveau von zumindest 70 Prozent“, sagte AKNÖ-Präsident Hermann Haneder bei der Präsentation der Studie.

Um Armut wirksam zu bekämpfen ist es wichtig, auch in den Bereichen Bildung und Qualifizierung anzusetzen, denn Armut darf nicht durch schlechte Bildungschancen weiter vererbt werden, verlangt die AK.

Diese Studie soll nach Vorstellungen der AKNÖ einen Diskussionsprozess in Gang bringen. Die drängendsten Forderungen der AKNÖ in der Armutsbekämpfung und Steuergerechtigkeit bleiben die Anhebung der Vermögensbesteuerung auf das europäische Niveau, die Einführung einer Finanztrans-aktionssteuer und „Schluss mit Steuergeschenken für Stiftungen“.

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