Strom wird ab Oktober billiger, ist dann aber trotzdem zu teuer

Laut EVN gibt es für einen durchschnittlichen Haushalt in Niederösterreich ab 1. Oktober eine Preissenkung von 4,5 Prozent auf den Gesamtpreis inklusive Netz, Steuern und Abgaben. Mit der Preisreduktion würden Einkaufsvorteile weitergegeben, die sich durch veränderte Großhandelspreise ergeben hätten, begründete die EnergieAllianz Austria – ein Gemeinschaftsunternehmen von EVN, Wien-Energie und Energie Burgenland – diesen Schritt.

Die EnergieAllianz lobt sich nun selbst, dass die Strompreissenkung ab Oktober die vierte in Folge sei – zuletzt hatte sich für EVN-Kunden voriges Jahr im Herbst der Gesamtstrompreis um 3,6 Prozent verringert. Die Regulierungsbehörde E-Control sieht hingegen aktuell durchaus weitere Luft für Strompreissenkungen. E-Control-Vorstand Martin Graf erklärte schon im März: „Tatsache ist, dass die Großhandelspreise für Strom seit 2008 im Jahresdurchschnitt um mehr als 44 Prozent gesunken sind – an die Haushalte wurden diese Preissenkungen aber kaum weitergegeben.“ Außerdem wies die E-Control darauf hin, dass durch die seit Anfang 2014 gestiegenen Ökostromkosten die Haushalte höhere Belastungen tragen. Die Ökostromkosten steigen für einen Musterhaushalt 2014 auf rund 83 Euro jährlich (2013: rund 65 Euro).

Auch in ihrem „Marktbericht 2013“ hatte die E-Control zum wiederholten Male festgestellt, die Großhandelspreise bei Strom seien im Sinken, wobei dies unter Ausschluss der Endkunden vor sich gehe, und weiters: „Die stärksten Preisreduktionen haben die größeren Industriekunden erhalten.“

Wie ist das also mit dem „freien Markt“? Er funktioniert hier nicht, und eine amtliche Strompreisregelung wäre eine Lösung. Da hilft auch wenig, wenn die E-Control ständig trommelt, dass deutlich mehr sparen könne, wer seinen Stromlieferanten wechsle, denn nur wenige Haushalte tun bzw. trauen sich das. Die E-Control freut sich zwar, dass heuer im ersten Quartal österreichweit 91.200 Kunden ihren Stromlieferanten wechselten, doch entspricht dies einer Wechselrate von bloß 1,5 Prozent.

Wenn es nach den Energiekonzernen geht, bekommt den Strom billiger, wer mehr verbraucht, und wer weniger Strom verbraucht, bekommt ihn teurer. Es geht aber auch um Energieeinsparung und -effizienz. An dieser Stelle ist auf das KPÖ-Modell einer Energiegrundsicherung zu verweisen. Dieses sieht ein kostenloses Grundkontingent von Energie für die Haushalte vor, während der Preis des darüber hinausgehenden Bezugs progressiv nach dem Verbrauch gestaltet werden soll. Es ist grundsätzliche Aufgabe der Politik, gerechte und bezahlbare Strompreise für alle zu gewährleisten. Die Energieversorgung darf nicht allein dem privaten Markt überlassen werden. Strom und Energienetze gehören nicht an die Börse, sondern in öffentliche Hand mit demokratischer Kontrolle durch die Bürgerinnen und Bürger.

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