Erhöhung der Ticketpreise für Bahn und Bus – ein falsches Signal für den öffentlichen Verkehr!

Kernstück der Änderungen in der Ostregion ist das Ausrichten aller Bahnangebote am neuen Taktknoten St. Pölten. Ein brauchbares Grundgerüst. Jetzt müssen die Politiker aktiv werden!

Der neue Bahn-Fahrplan bringt für Purkersdorf durchwegs einige Verbesserungen in der Verkehrsdichte – allerdings unter Tags und weniger in den Nachtstunden und an den Wochenenden. Sieht man über die Stadtgrenze hinaus ergibt der neue Fahrplan ein teilweise sehr widersprüchliches Bild. Es gibt jede Menge Handlungsbedarf alleine auf den bestehenden Bahnstrecken und Buslinienführungen. Gleichzeitig aber wenig Interesse bei den entscheidenden Politikern – egal auf welcher Ebene – grundsätzlich etwas zu ändern und den öffentlichen Verkehr tatsächlich zur attraktiven Alternative zum Auto zu machen. Denn je weiter man von den Ballungszentren weg wohnt, umso deutlicher fehlt nach wie vor eine sinnvolle Alternative zur motorisierten individuellen Mobilität.

Dafür erhöht der VOR (Verkehrsverbund Ost Region) wieder einmal die Ticketpreise. Eine durchaus politische Entscheidung – immerhin sind ÖBB und VOR „Unternehmen“ im Bundeseigentum. Ob ein Bahn- oder Busticket als leistbar empfunden wird, fällt ebenso weit auseinander, wie die sozialen Verhältnisse auch in meiner Stadt beziehungsweise in unserem Bundesland. Wenn die Erhöhung auch nur cirka ein Prozent beträgt, trifft das gerade jene Menschen, die zu den öffentlichen Verkehrsmitteln oft gar keine Alternative haben; unter anderem Jugendliche und ältere Menschen, Alleine Erziehende Menschen oder solche mit geringem Einkommen. Und natürlich all jene, die bewusst das Auto stehen lassen.

Ein falsches Signal ist dieser Schritt aber nicht nur aus sozialer Sicht. Selbst für Klimawandel-Skeptiker sind die Auswirkungen unserer Art zu wirtschaften nicht mehr zu übersehen. Eine Abkehr von der bisherigen Mobilität, die auf der Verbrennung fossiler Energie und damit der Produktion von schädlicher CO2-Belastungen beruht, ist hoch an der Zeit! Als erster Schritt sind dringend die Lücken in der Bedienung bestehender Strecken zu schließen und ein sinnvoller Busverkehr zur Erreichung von Wohnorten in der Fläche zu erarbeiten. Jenseits von Landesbefindlichkeiten ist es an der Zeit endlich die Wiener-Jahreskarte auf die Ballungszentren im Wiener Umland auszudehnen. Das entlastet die Umwelt und führt zur deutlichen Erhöhung der Lebensqualität an den derzeitigen Pendlerstrecken.

PolitikerInnen auf allen Ebenen sind gefordert endlich große Schritte zur Verbesserung des Öffentlichen Verkehrs zu setzen. Österreich soll sich ein erstklassiges öffentliches Verkehrssystem leisten und soziale Bedürfnisse berücksichtigen. An der gratis Nutzung der Öffis führt auf Perspektive kein Weg vorbei. Der notwendige höhere finanzielle Aufwand dafür kommt über viele Umwege wieder zurück: über mehr sinnvolle Arbeitsplätze im Öffentlichen Verkehr samt Umfeld (Infrastruktur, Wagenbau, …), über Einsparungen im Gesundheitssystem und Straßenausbau, über Einsparungen im CO2-Ausstoß und damit einer Reduktion von Umweltschäden.

Christiane Maringer
Verkehrsstadträtin Liste Baum, Purkersdorf / Umweltarbeitskreis der KPÖ
maringer@kpoe.at

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