„Gulasch statt Metall“

Rudolf Slavik

Pottenstein gedenkt des Kriegsendes mit einer Sonderausstellung, gestaltet vom Zeitzeugen Rudolf Slavik.

Den 70. Jahrestag des Kriegsendes nimmt die Marktgemeinde zum Anlass, zusammen mit dem Zeitzeugen Rudolf Slavik, zur „Gedenkausstellung 2015 – Pottenstein 1945“ einzuladen.
Aus der nun öffentlich zugängigen Hinterlassenschaft des Langzeit-Bürgermeisters Josef Stockinger (1924-1934, 1945-1955 KPÖ) kann entnommen werden, dass die Bevölkerung der Triestingtalgemeinde wahre soziale Wunder vollbrachte.
Die Besonderheit am Wiederaufbau Pottensteins war die Tatsache, dass der damalige Bürgermeister Stockinger sofort mit seinem, in der Illegalität gefestigten Team, an die Arbeit gehen konnte.
Dutzende Häuser waren schwer beschädigt und etwa 30 Familien waren obdachlos. Aber das Hauptproblem war die ausreichende Ernährung für die Bevölkerung. Dieses Problem konnte jedoch auf „Pottensteiner Art“ gelöst werden. Die damalige „Wollwaren-AG“ war nach der schweren Bombardierung der Wiener Neustädter Flugzeugwerke stillgelegt und auf die Produktion von Flugzeugteilen umgestellt worden.
Für die dort Beschäftigten, darunter befanden sich auch viele Zwangsarbeiter, gab es eine Werksküche. Diese wurde sofort nach Kriegsende zu einer Gemeinschafts-Gratisküche umfunktioniert. Innerhalb weniger Tage gab es daher erstmals ein warmes Mittagessen für fast 900 hungrige Personen. Bis Mitte August 1945 wurden täglich insgesamt etwa 1.500 Portionen zubereitet und verteilt.
Bisher unbekannte Protokolle von täglichen Arbeitsbesprechungen der Gemeindeverwaltung und der Wiederaufbau-Fachleute belegen, wie man das „Pottensteiner Wunder“ organisierte. Diese Protokolle liegen nunmehr bei der Gedenkausstellung vor, die am 26. April um 17.00 Uhr im Biedermeiersaal, Hauptplatz 11, durch Bürgermeisterin Eva Baja-Wendl feierlich eröffnet wird. Weitere Öffnungstage sind 1., 2. und 3. Mai, jeweils von 11.00 bis 17.00 Uhr.

Quelle: NÖN – 17.4.2015

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