Schwarz eingefärbt

Rathaus Wiener Neustadt (Foto: J. Täubler - Wikipedia)

Nach 70 Jahren absoluter SPÖ-Mehrheit übernahm in der Statutarstadt Wiener Neustadt die ÖVP mit Hilfe von FPÖ und Grünen die Stadtregierung
Von Erich Sameck, KLS-Altgemeinderat
Schwarz eingefärbt: eine Tatsache als Folge der Gemeinderatswahl im Jänner – und das in Wiener Neustadt! Dies zwingt mich mein i-Phone anzukurbeln. Um mich den jüngeren Genossinnen und Genossen und sonstigen Leserinnen und Lesern vorzustellen, nur so viel:
Ich bin 1928 geboren, trat 1945 der KPÖ bei, war Mitglied der Bezirks- und Landesparteileitung und wurde 1949 beauftragt die Wochenzeitung „Wiener Neustädter Nachrichten“ zu gestalten. Ab 1964 gehörte ich dem Gemeinderat an und hatte einen Sitz im Stadtsenat. Warum die Aufzählung? Um zu unterstreichen, dass ich mehr als eine Ahnung hatte und habe, was im Rathaus möglich war und ist.
Damit bin ich beim Thema. Wie konnte dieses Wahlfiasko passieren? Da gibt es eine Vielzahl von Gründen! Sowohl in der Vergangenheit als auch in den letzten Jahrzehnten. Der Weg zur Pleite der Stadt begann schon in einer Zeit, als die massive SP-Mehrheit mit Hilfe der VP die Budgets und Nachtragsvoranschläge zu einem Schleiertanz sondergleichen machten. Erst in den letzten Jahren waren Misstöne unüberhörbar.
Ab dem Augenblick, als Klaus Schneeberger – Fraktionsobmann der Schwarzen im NÖ Landtag – die Chance wahrnahm, SP-Bürgermeister Müller mit Hilfe einer „Mischmasch“-Fronde den Hahn abzudrehen, wurde flugs dazu der Plan geschmiedet. Genügend für einen Megaangriff gegen das bisherige Stadtoberhaupt. Von 600.000 Euro ist die Rede. Die Allzeit Getreue wurde mit Schneeberger-Feschaks zugeschüttet.
Vor dem „Einkauf“ der künftigen Partner, der bisherigen Opposition, gab es schon im Vorfeld Absprachen. Alle wurden großzügig bedacht: mit Ausschussteilnahmen, Senatszugaben und einer grünen Kontrollobfrau. Zu meiner Zeit ein Ding der Unmöglichkeit.
Das Duo Schwarz-Blau (schon einmal in der Schüssel/Grasser-Ära) bereitete dem „Neustart“-Schneeberger kein Sodbrennen. Dafür sorgte schon Ziehvater Pröll – mit Freudentränen, oder sollten sie sogar einen Krokodilsschimmer gehabt haben.
Schneeberger, Neustadts neuer Bürgermeister, der vor der Wahl für die Finanzprobleme seiner Heimatstadt in Wahrheit stets taube Ohren hatte, kündigte nach dem Sieg an, nun sei ihr der „Esel-streck-dich“ gesichert. Was beweist, dass dieses „Viech“ vorher künstlich verstopft war.
40 Prozent Anti-Schneeberger-Wählerinnen und -wähler in der zweitgrößten Stadt Niederösterreichs sehen sich „gelegt“.
Machiavelli, schau oba!

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