Erich Sameck (1928–2020)

Erich Sameck

Mit Erich Sameck verliert die KPÖ einen ihrer profiliertesten Journalisten. Geboren am 31. August 1928 in Wiener Neustadt, verbrachte Sameck seine Kindheit und Jugend im so genannten „Kriegsspital“, eine Barackensiedlung am Stadtrand von Wiener Neustadt. Sein Vater Gustav war Kompaniekommandant des Republikanischen Schutzbundes, der nach den Februarkämpfen 1934 zu zweieinhalb Jahren schweren Kerkers verurteilt wurde. Nach der Schule absolvierte Erich Sameck eine kaufmännische Lehre in den Wiener Neustädter Flugzeugwerken. Im Jänner 1945 zur Wehrmacht eingezogen, desertierte Sameck kurz vor Kriegsende. Nach seiner Rückkehr aus der amerikanischen Kriegsgefangenschaft trat er im Juli 1945 der Freien Österreichischen Jugend (FÖJ) und der KPÖ bei. Als Mitglied der FÖJ-Leitung beteiligte er sich aktiv am Wiederaufbau von Wiener Neustadt.

Nach kurzzeitiger Tätigkeit als Kulturreferent im Wiener Neustädter Rax-Werk und als Sekretär der Österreichisch-Sowjetischen Gesellschaft (ÖSG) in Wiener Neustadt wurde Sameck 1949 Redakteur der „Wr. Neustädter Nachrichten“, die er bis 1985 als Chefredakteur leitete. Seine spitze Feder beim Aufzeigen der Sorgen und Nöte der „kleinen Leute“ hat Sameck über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt gemacht. Unter seiner Leitung wurden die von der KPÖ herausgegebene Wochenzeitung zum Sprachrohr der Bevölkerung und ihrer Probleme.

Auch als Kommunalpolitiker hat Erich Sameck mehr als 20 Jahre lang die Politik der Statutarstadt entscheidend mitgeprägt. Von 1964 bis 1986 war er Gemeinderat, von 1967 bis 1970 auch Stadtrat in Wiener Neustadt. Er verband dabei seine kommunalpolitische Arbeit geschickt mit seinem Journalistenberuf. Sameck agierte nicht nur als Chefredakteur der „Wr. Neustädter Nachrichten“, sondern auch im Wiener Neustädter Gemeinderat wortgewaltig im Interesse der arbeitenden Menschen. Seine Unnachgiebigkeit und sein bedingungsloser Einsatz waren bei der „Obrigkeit“ gefürchtet, wenn es darum ging, Unrecht und Missstände aufzuzeigen. Sameck sah zwar Kritik, Kontrolle und Information als die wichtigsten Säulen seiner politischen und journalistischen Tätigkeit an, gleichzeitig zeichnete er sich durch eine hohe Bereitschaft zur Zusammenarbeit aus, wenn es galt, die lokalen Probleme zu bewältigen.

Sein konsequentes und seriöses Wirken hat ihm Anerkennung über den Kreis seiner WählerInnen hinaus gebracht. Er wurde zu einer „politischen und medialen Legende“, wie in einem Nachruf des Wiener Neustädter Bezirksblatt zu lesen ist. Von der breiten gesellschaftlichen Anerkennung Samecks zeugen zahlreiche Auszeichnungen, etwa das Goldene Verdienstzeichen der Republik Österreich, das Verdienstzeichen des Landes Niederösterreich und das Stadtwappen von Wiener Neustadt. In der Begründung zur Verleihung dieser Ehrenzeichen wurde insbesondere seine Tätigkeit zur Belebung des kulturellen Lebens in Wiener Neustadt hervorgehoben.

Als die KPÖ nach dem Einmarsch der Warschauer Vertragsstaaten in die Tschechoslowakei im August 1968 in eine tiefe Krise schlitterte, gehörte Sameck zu jenen Kräften, die sich einer strikten Frontstellung „Revisionisten“ versus „Dogmatiker“ entzogen. Trotz seiner berechtigten Kritik an der sowjetischen Politik und daraus resultierender Meinungsverschiedenheiten innerhalb der KPÖ gelang es ihm, als kommunistischer Funktionär aktiv zu bleiben. Er legte zwar seine Funktionen in der niederösterreichischen Landesleitung und im Landessekretariat der KPÖ zurück, führte aber in den folgenden Jahren die „Wr. Neustädter Nachrichten“ zu neuen Höhen. Als „linkes Boulevardblatt“, wie Sameck selbst die Zeitung charakterisierte, stiegen die „Wr. Neustädter Nachrichten“ zur meistgelesenen und auflagenstärksten Zeitung der Region auf.

Die große Leidenschaft von Erich Sameck waren Wander- und Klettertouren. Mit seiner Frau Hedi unternahm er zahlreiche Reisen. Sein angeschlagener Gesundheitszustand zwang ihn Mitte der 1980er Jahre zum Kürzertreten. 1985 legte er seine Funktion als Chefredakteur zurück, ein Jahr später schied er aus dem Gemeindert aus. Sameck blieb aber auch in den folgenden Jahrzehnten ein Aktivist und wichtiger Berater seiner Partei. Vor allem in den letzten Jahren griff er wieder verstärkt zur Feder, u.a. für das KPÖ-Magazin „Niederösterreich konkret“. In den „Mitteilungen der Alfred Klahr Gesellschaft“ erschienen mehrere autobiografisch geprägte Beiträge von Sameck, zuletzt vor wenigen Monaten über die Schließung des Rax-Werks im Jahr 1966. Als sich im April 2016 in Wiener Neustadt ein international bekannter Literaturwissenschafter in antikommunistischen Tiraden übte, lief Sameck zu alter journalistischer Höchstform auf.

Erich Sameck starb am 17. März in Wiener Neustadt im 92. Lebensjahr. Unser tief empfundenes Mitgefühl gilt seiner Lebensgefährtin Edith Kaiser.

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