Keine Bauernproteste. Alles im Lot in Österreich?

DI Michael Maderthaner_ Michael Maderthaner ist Ökologe und einer der beiden Landessprecher der KPÖ in Niederösterreich

Im Morgenjournal vom 27.2.2024 wurden die Bedingungen für die Landwirtschaft in Österreich bejubelt. Weshalb es bei uns im Unterschied zu den anderen EU-Staaten keine Bauernproteste gäbe. Ein Kommentar von Michael Maderthaner – Landessprecher KPÖ-NÖ, von Ausbildung und Beruf Ökologe.

Dass es in Österreich keine Bauernproteste wie in anderen EU-Ländern gibt liegt eher an der Struktur der Landwirtschaftskammern, die fest in der Hand des Bauernbundes der ÖVP sind, als an einer heilen Welt in Österreich.

Trotz hohem Anteil an Bio-Betrieben stehen die landwirtschaftlichen Betriebe auch hierzulande zumeist vor der Entscheidung Wachstum, Investition, Schuldenaufnahme oder Aufgabe des Betriebes.

Insektensterben und Pestizidbelastung (siehe orf.news vom 27.02.2024: Heimisches Obst und Gemüse zunehmend belastet) zeigen, dass es auch hierzulande eine ökologisch verträgliche Landwirtschaft braucht, welche gesunde Lebensmittel für die Bevölkerung erzeugt. Förderungen werden nach wie vor auf Basis der bewirtschafteten Hektar verteilt, und bevorzugen somit größere Agrarindustriebetriebe, welche in Gunstlagen ohnehin zu besseren Preisen produzieren können. Kleinere bäuerliche Betriebe, auf die stets für Werbezwecke verwiesen wird, und tatsächlich Landschaftspflege leisten, sind dabei im Nachteil.

Eine Perspektive welche Planungssicherheit für die Betriebe bringt und das Funktionieren der Ökosysteme berücksichtigt fehlt auch hierzulande völlig. Eingriffe in die Märkte welche „die harten Fakten für die Landwirtschaft schaffen“ sind für die österreichische Regierung völlig undenkbar. Von einer heilen landwirtschaftlichen Welt in Österreich zu sprechen, wirkt somit realitätsfremd.

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