Solidarität: Verblichen und zu Grabe getragen!

Landläufig meint man ja, wer viel von früher redet, oder oftmals an die gute, alte Zeit denkt, der ist alt geworden. Nun, alt bin ich mit meinen 42 Lenzen nicht gerade, eher im besten Mannesalter, trotzdem denke ich bei manchen Lebenssituationen gern an die frühen 80er!

Damals kannte man – und wusste um die Bedeutung des Wortes Solidarität! Im obersteirischen Mürzzuschlag, inmitten der Stahlkrise, gingen so ziemlich alle Bewohner dieser Stadt auf die Straße und man kämpfte gegen Abwanderung, bzw. Schließung des Werkes. Man sperrte die Schnellstraße, an vorderster Front die Stahlarbeiter, aber gleich dahinter Unternehmer, Lehrer, Eisenbahner, Verkäufer usw. usf.! (Bei jeder aufgezählten Sparte waren natürlich auch Frauen dabei, ich erspare der/dem Leser(in) das Innen). Damals – in jungen Jahren – da spürte ich es erstmals, was Solidarität bedeutet und welche Macht man hat, wenn man sich zusammenschließt/organisiert, um für eine gemeinsame Sache zu kämpfen.

Mittlerweile schreiben wir das Jahr 2014 und das Wort Solidarität und dessen Bedeutung ist verblichen und wurde zu Grabe getragen! Der neoliberale Wahnsinn ist einmarschiert. Die ÖVP hat ihn mit offenen Armen empfangen, die knieweiche SPÖ ist wieder einmal im Liegen umgefallen und die Medien verbreiteten ohne zu hinterfragen seine Lehre!

Das traurigste in den letzten 10 bis 20 Jahren war aber, dass Berufsgruppen gegeneinander ausgespielt wurden, und glauben Sie mir, ich als Eisenbahner kann davon ein Lied singen!

Zu diesem Punkt sollte man die SPÖ etwas genauer betrachten. Dieser Partei fällt ja gerade vor Wahlen immer ein, dass sie die Partei der Arbeit/der Arbeitnehmer ist. Bremst sie die ÖVP bei diesem hinterhältigen Spiel? Engagiert sie sich für einen Zusammenhalt der verschiedenen Berufsgruppen?

Die Antwort dazu ist klar und einfach: Nein! Sie macht nichts!

Das Folgende soll jetzt keinesfalls wehleidig klingen und ich weiß natürlich, dass es viele harte Jobs in Österreich gibt und wir alle damit kämpfen, Monat für Monat den Kopf über Wasser zu halten!

Ich bin seit rund 25 Jahren am Zentralverschiebebahnhof Wien als Verschieber tätig, aber was ich in den letzten Jahren Negatives über die Eisenbahner lesen musste, spottet jeder Beschreibung.

Sie sind allesamt faul, gehen mit 50 in die Rente und verdienen viel zu viel…

Die Dinge aber, bei denen die Eisenbahner gegenüber dem ASVG schlechter gestellt sind (höhere Pensionsbeiträge, Pensionssicherungsbeitrag in der Rente, Selbstbehalt beim Arzt, keine Abfertigung) verschweigen die Medien bewusst.

Der Verschubdienst gehört meiner Meinung nach zu den härtesten Jobs, zu jeder Tages- und Nachtzeit, bei jedem Wetter im Freien, zudem ist die Arbeit mit den tonnenschweren Waggons überaus gefährlich! Zwei meiner Arbeitskollegen verloren in den letzten Jahren ihr Leben, zwei weitere (einschließlich mir) hatten schwere Unfälle und waren monatelang im Krankenstand.

Wie schon geschrieben, diese Aufzählungen sollen keinesfalls als „Suderei“ verstanden werden, wir ÖBBler haben uns unseren Job selbst ausgesucht, nur haben wir, so wie andere Arbeitnehmer auch, einen gewissen Respekt verdient.

Wehren wir uns dagegen, dass von Seiten der Politik jeden Monat eine andere Berufsgruppe als Sau durchs Dorf getrieben wird! Wehren wir uns dagegen, dass jeder einer anderen Berufsgruppe etwas neidet und dass die Spirale nach unten vorangetrieben wird.

Abschließend ein leicht abgewandeltes Zitat von Ernesto „Che“ Guevara:

„Vor allem bewahrt Euch stets die Fähigkeit, jede Ungerechtigkeit, die irgendwo gegen einen Arbeiter begangen wird, aufs tiefste zu empfinden. Das ist der schönste Charakterzug eines solidarischen Menschen.“

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