Zum Gedenken an Genossen Hermann Linsmeyr

Wir verabschieden uns mit Hermann Linsmeyr (17. 11. 1964 - 24. 11. 2023) von einem langjährigen treuen Mitstreiter

Hermann wurde im November 1946 geboren, absolvierte nach der Schulzeit eine Lehre als Werkzeugmacher. Nach dem Militärdienst arbeitete er bei der Firma Tyrolia Skibindungen. Bald wurde er dort als Versuchs- und Prototyp-Macher beschäftigt. Er war 24 Jahre in diesem Betrieb. Dann machte er eine Ausbildung zum Berufsschullehrer. Diese Tätigkeit erfüllte ihn mit sehr viel Freude, aber leider durfte er sie nur kurz beim BFI ausüben. Es folgte Arbeit bei den Austrian Airlines in der Hydraulik und Druckerei. Von dort ging er 2007 in Pension.
Im Sommer 1969 machte Hermann Urlaub in Ungarn am Plattensee, wo er seine zukünftige Frau Ilona kennenlernte. Bereits ein Jahr später heiratete er seine „Ungarin“. 53 glückliche Ehejahre folgten.
Hermann liebte Musik. Jahrelang spielte er leidenschaftlich als Schlagzeuger in verschiedenen Bands. Er hörte zu Hause stundenlang mit Kopfhörern Musik, von Oldies bis Klassik. Hermann liebte auch Reisen und seinen Garten. Er feierte gerne mit Freunden im Garten oder im Stand up Club. Er hatte immer einen Schmäh auf den Lippen.
2012 erkrankte er an Krebs. Dieser musste operativ entfernt werden und es folgten Chemotherapien und Bestrahlungen. Hermann glaubte, den Krebs besiegt zu haben.
Heuer im Frühjahr kehrte der Krebs leider zurück. Mitte November erlitt er einen Schwächeanfall und musste ins Krankenhaus. Nach einer Woche im Spital schloss Hermann für immer die Augen.

Nachfolgend die Trauerrede von Genossen Erich Stöckl bei der Verabschiedung am 7.12.2023 in der Aufbahrungshalle am Friedhof in Fischamend:

„Werte Trauergemeinde, geschätzte Angehörige!

Ich möchte im Zusammenhang mit der Kommunistischen Partei Österreichs, mit dem Stand up Club und der Gemeinderats-Liste Schuh einige Worte des Gedenkens und des Abschieds für Hermann Linsmeyr sagen.

Schon in jungen Jahren war sein Weg vorgezeichnet. Ist er doch aufgewachsen im Haus in der Wienerstraße 2, einer kommunistischen Hochburg in Fischamend. Vater Ludwig war langjähriger Parteiobmann der Fischamender KPÖ, Tanten und Onkel ebenso führende Funktionäre der Partei.

Er half beim Bau des KPÖ-Hauses in der Enzersdorfer Straße, welches durch Spenden und in Eigenregie der Mitglieder errichtet und nach Fertigstellung für diverse Parteiveranstaltungen und Feste genutzt wurde. Auch wurde das Haus beliebter Treffpunkt für Jugendliche. Hermann war Mitglied der Freien Österreichischen Jugend, wo er als Delegierter an den 8. Weltfestspielen der Jugend in Helsinki von 28.07. bis 6.08.1962 teilnahm: Ein grandioses Erlebnis, gemeinsam mit 180.000 Menschen aus vielen Ländern für Frieden und internationale Freundschaft zu demonstrieren und zu feiern!

Das KPÖ-Haus wurde ein beliebter Treffpunkt für Jugendliche. Der Name war und ist bis heute Stand up Club; offiziell gegründet im Frühjahr 1975.

Hermann als Ältester wurde einstimmig zum Kassier gewählt und gleichzeitig bekam er den Spitznamen „Oida“. Er war wegen seiner Genauigkeit gefürchtet.

Bei dem alljährlich stattfindenden Stand up Club-Gschnas betreute er stets die Kellerbar. Seine Lieblingsbeschäftigung war, den Gästen Drinks zu kredenzen, auch solche, die einigen der Gäste nicht sehr gut bekamen.

1980 kandidierte Dr. Norbert Burger, ein bekannter Rechtsextremist, zum Amt
des österreichischen Bundespräsidenten. Hermann, als glühender Antifaschist, nahm gemeinsam mit vielen anderen an einer Demonstration gegen diese Kandidatur teil. Aufgrund dieser Vorkommnisse gründete sich das Antifa-Komitee Bruck an der Leitha–Schwechat, in dem über alle Parteigrenzen hinweg für Frieden und gegen Krieg und Faschismus zusammengearbeitet wurde.

Hermann half bei unzähligen Veranstaltungen im Club, an die sich viele gerne erinnern. Auch die Wochenenden im damaligen KPÖ-Schulungsheim in Mauerbach bleiben unvergessen.

Die Parteiarbeit wurde unter der Führung von Genossen Roland Schuh intensiviert.
Im April 1985 wurde die harte Arbeit durch die Erreichung eines zweiten Gemeinderatsmandats belohnt. Hermanns größter politischer Erfolg war jedoch gemeinsam mit den anderen Aktivistinnen und Aktivisten das Erringen eines dritten Gemeinderatsmandats im März 1990, welches Hermann zu Recht und mit Stolz zehn Jahre lang ausübte. Die Verwunderung und der Ärger bei den damaligen politischen Mitbewerbern waren groß, war dies doch die schwierige Zeit als ringsum die sogenannten realsozialistischen Länder zusammenbrachen, bei uns aber „die Kummerln“ gewannen. Für Hermann und uns war die Freude jedoch grenzenlos.

Hermann, immer einen Schmäh auf Lager, konnte aber auch sehr ernst in der Sache sein. Ihm war es wichtig, seine Ideale, Ideen und seinen Standpunkt stets zu vertreten.

Ich persönlich hatte vermehrt ab Beginn der 2000er-Jahre bis 2017 als Landesparteivorsitzender der KPÖ-Niederösterreich Begegnungen mit Hermann und zahlreiche Gespräche, über die österreichische Innenpolitik, die Weltpolitik, die weitere Entwicklung der Kommunistischen Partei. Diese Gespräche waren für mich wertvoll, beruhten sie doch auch auf spürbarer gegenseitiger Sympathie und Wertschätzung. In Erinnerung bleibt mir daraus sein starker Bezug zum Fischamender Parteihaus und wie wichtig ihm dessen Erhalt und Instandhaltung war.

Aus gerade aktuellem Anlass möchte ich noch daran erinnern, wie sehr Hermann
die alljährliche Krampus-Aktion der Liste Schuh geliebt hat, mit welcher Leidenschaft er die Krampus-Sackerl verteilt hat. Und abseits aller Politik menschlich berührend ist, wenn man in der Blumenhandlung erfährt, dass Hermann für seine Frau Ilona dort regelmäßig rote Rosen gekauft hat.

Hermann treuer Freund, Genosse, Kämpfer für Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit auf unserer Welt, wir vermissen Dich. Wir werden Dich nicht vergessen und Dir immer ein ehrendes Andenken bewahren!“

Festzuhalten ist, dass anschließend auch der Fischamender Bürgermeister Thomas Ram Hermanns zehnjährige aktive Tätigkeit als Gemeinderat und dessen jahrzehntelangen Einsatz zum Wohl der Gemeinde und ihrer Bürgerinnen und Bürger entsprechend würdigte.

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