Spielsucht: Eine Krankheit, die Existenzen zerstört

In Niederösterreich sind laut Anton-Proksch-Institut etwa 20.000 Menschen pathologische (krankhafte) Spieler, weitere 40.000 sind problematische Spieler. Besonders das sogenannte „kleine Glücksspiel“ birgt ein enormes Suchtpotential, wo die Leute ihre Existenzen verspielen und auch noch ihre Angehörigen in ruinöse Verhältnisse bringen. Der durchschnittliche Verschuldensstand eines Spielsüchtigen macht 40.000 bis 50.000 Euro aus. „Hinter Handydiebstählen, Überfällen auf Banken, Trafiken oder Wettcafés steht zunehmend das Motiv der Spielsucht“, heißt es in einer aktuellen Resolution des Sozial-, Gesundheits- und Jugendausschusses des Österreichischen Städtebundes.

Es ist erfreulich, dass sich der Städtebund dieses Themas annimmt und de facto ein Verbot des freien Glücksspiels verlangt. Denn die Städte und Gemeinden verdienen zwar an den Steuern für Spielautomaten mit, müssen aber – neben Sozialversicherung, Sozialhilfe, Justiz, Schuldnerberatung, Gläubiger usw. – auch die hohen sozialen Folgekosten übernehmen.

Die Resolution beschreibt sehr gut die Veränderungen in der Realität: „Stellte früher ein Besuch im Casino einen besonderen Abend im Jahr dar, ist das Spiel am Automaten mittlerweile im alltäglichen Gasthausleben angekommen. Ein solcher salopper Umgang mit dem kleinen Glücksspiel vermittelt nicht nur Jugendlichen einen verzerrten Eindruck über die Risiken und verschleiert das hohe Suchtpotential, das im Glücksspiel liegt“.

Der Städtebund-Ausschuss fordert bemerkenswerterweise, „ebenso wie in den Vereinigten Staaten Online-Glücksspiele/Online-Sportwetten generell zu verbieten.“ Weiters: „Glücksspielwerbung, vor allem jene, die sich an Jugendliche richtet, ist generell zu verbieten. Dies gilt auch und vor allem für Werbung im Internet.“ Beim kleinen Glücksspiel „sollte eine Monopolisierung angedacht werden“.

Bemerkenswert ist auch, dass diese Forderungen sich weitgehend mit jenen der KPÖ decken. Die Frage ist, was wird weiter mit den Städtebund-Ausschuss-Forderungen passieren? Die Resolution schließt mit dem Satz: „Sowohl Bund als auch Länder sind aufgefordert, sich ihrer Verantwortung gegenüber den Bürgern zu erinnern und die Resolution zu unterstützen und umzusetzen“. Laut Bericht der „Wiener Zeitung“ (13./14.4.2013) wird das Papier beim nächsten Städtetag im Juni als „Empfehlung an die nächste Regierung“ ins Spiel gebracht. Aha. Ernest Kaltenegger, ehemaliger Klubobmann der KPÖ im steirischen Landtag, beschrieb die Situation so: „Offensichtlich haben führende Politiker in den Großparteien Angst, … die Geschäfte der Glücksspielbetreiber zu stören. Das Allgemeinwohl scheint dagegen bei ihren Überlegungen keine Rolle zu spielen.“ („Grazer Stadtblatt“, Juli 2009).

Die komplette Resolution zum Nachlesen unter: http://www.staedtebund.gv.at/fileadmin/USERDATA/Service/Dokumente/Resolution%20Gluecksspiel_final.pdf

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