Abschied von Genossen Alois Lew

Am 19. Juni fand bei der Aufbahrungskapelle in Traisen unter zahlreicher Beteiligung der Bevölkerung die Verabschiedung unseres Genossen Alois Lew statt. Nachstehend die Trauerrede des Landesvorsitzenden der KPÖ-NÖ, Erich Stöckl:

« Geschätzte Familienangehörige, liebe Trauergemeinde!

Wir nehmen heute Abschied von Alois Lew, welcher am 7. Juni 2012 in Folge eines Schlaganfalls und nach Aufenthalten in den Krankenhäusern St. Pölten und Lilienfeld im Pflegeheim in Wilhelmsburg im 93. Lebensjahr friedlich entschlafen ist.

Alois Lew wurde am 27. Jänner 1920 in Knittelfeld in der Steiermark als jüngstes Kind einer Eisenbahnerfamilie geboren. Er hatte noch zwei ältere Brüder sowie eine weit ältere Schwester.

Alois kam sehr früh mit Politik in Berührung, seine Brüder waren beim Schutzbund, er hat alles von den Ereignissen im Jahr 1934 mitgekriegt, war 1935/36 bereits selbst in einer kommunistischen Jugendgruppe aktiv. Im Dezember 1935 wurde Alois zum ersten Mal eingesperrt, und zwar einen Tag vor Weihnachten, wegen illegaler politischer Betätigung. Die Haft dauerte bis Februar 1936. Danach gab er den Schulbesuch auf und begann eine Schlosserlehre.

1938, das Jahr des Anschlusses Österreichs an Hitlerdeutschland, war ein weiterer Markstein. Alois hatte selbst eine kommunistische Jugendgruppe aufgebaut, zu Gleichgesinnten in den Nachbarorten Judenburg und Fohnsdorf Kontakt aufgenommen. Dabei lernte er auch seine zukünftige Frau – sie stammte aus Fohnsdorf – kennen. 1938 flog seine Gruppe auf, er musste zweimal nach Berlin zum sogenannten Volksgericht. 1939 beim Prozess in Berlin wurde er zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt, die er in Gefängnissen in Berlin, Wien, Graz, und zuletzt in Garsten verbrachte. Aus dieser Zeit ist erwähnenswert, dass Alois, als er mit seinen Mitangeklagten nach Berlin fuhr, Zwischenstation im Gefängnis in Linz hatte, sich dort mit seiner künftigen Frau wieder traf und kurz im Vorbeigehen verlobte. Geheiratet haben die beiden 1944, Sohn Hans wurde 1945 geboren.

1944 kam er aus dem Gefängnis, arbeitete wieder bei einem Schlosser. Erst hatte er den Status „wehrunfähig“, dies wurde aber noch 1944 aufgehoben, Alois sollte zur Wehrmacht eingezogen werden. Der Schlosser brauchte ihn und hat ihn dankenswerter Weise als „unabkömmlich“ vor dem Kriegsdienst bewahrt. Er blieb dort, machte die Gesellenprüfung noch während der Nazizeit.

Nach dem Kriegsende wurde er gleich bei der KPÖ in Knittelfeld angestellt. Eine Zeit lang, 1947/48, war er Redakteur bei der „Wahrheit“. 1950 zog die ganze Familie von Knittelfeld nach St. Pölten, wo Alois Lew Personalchef in der Firma Glanzstoff wurde und dies bis Ende 1952 blieb.

Ab 1953 arbeitete er wieder für die Partei, er wurde Sekretär in St. Pölten, hatte auch die Freie Österreichische Jugend über. 1958 zog die Familie um nach Traisen, wo Alois bereits etwas früher die Aufgabe des KPÖ-Bezirkssekretärs übertragen bekam. Von 1960 bis 1979 war Alois Lew im Traisner Gemeinderat tätig, davon von 1965 bis 1975 als Obmann des Ausschusses für die Gemeinde-Wirtschaftsbetriebe. Er war auch viele Jahre lang Mitglied der niederösterreichischen Landesleitung der KPÖ. 1980 ging er in Pension und arbeitete ehrenamtlich unermüdlich weiter für die Partei, war vielen seiner Genossinnen und Genossen Vorbild und Stütze. Legendär waren zum Beispiel seine vielen selbst gezeichneten Plakate.

Wichtig war ihm, dem einzigen Sohn das Studium zu ermöglichen. Hans war während seines Studiums bereits verheiratet, hatte ein Kind, und das bedeutete für alle Elternteile viele finanzielle Entbehrungen.

Alois‘ Hobby war sein Wochenendhaus im steirischen Laachtal, wo er sich in der Pension gerne aufhielt. 2006 starb seine Gattin, seither lebte er alleine, die letzten zwei Jahre von der Volkshilfe betreut. Er war noch recht selbständig, ist bis 90 Jahre noch mit dem Auto gefahren.

Ich persönlich habe Alois Lew 1975 kennengelernt, als ganz junger KPÖ-Bezirkssekretär im Ybbstal. Bei den regelmäßigen Sekretäreberatungen trafen wir einander oft, und ich habe von ihm vieles gelernt. Sein großes Allgemeinwissen, seine bescheidene, ruhige und doch gesellige Art, sein reicher Erfahrungsschatz, sein Gespür dafür, was die arbeitenden Menschen bewegt, sein Einsatz hat nicht nur mich sehr beeindruckt.

Alois Lew war lange Zeit verantwortlicher Redakteur der Traisner KPÖ-Gemeindezeitung, auch später noch hat er viele Beiträge geschrieben. Ich habe im Archiv geblättert und möchte Folgendes zitieren, geschrieben von Alois Lew 1999: „… Die negativen Seiten der kapitalistischen Gesellschaft werden immer sichtbarer und die Illusionen über die sogenannte ‚freie‘ Marktwirtschaft und über die Europäische Union werden geringer. Es zeigt sich, dass die Kritik der Kommunisten am herrschenden System sich als richtig erweist. Aber von ‚Kritik‘ zu ‚gesellschaftlicher Veränderung‘ ist ein weiter Weg. … Einzig die KPÖ – wenn auch klein – stellt sich gegen das kapitalistische System mit all seinen Begleiterscheinungen und Auswirkungen. Darin sollte sie von allen sozial denkenden Menschen unterstützt werden. … Es muss eine auf das Gemeinwohl orientierte Ordnung angestrebt werden, so etwas wie ein wirklicher Sozialismus!“

Seitens der Republik wurde Alois Lew mit dem Ehrenzeichen für Verdienste um die Befreiung Österreichs geehrt. Und auf der Trauerparte steht so treffend: „Das schönste Denkmal, das ein Mensch bekommen kann, steht in den Herzen der Mitmenschen.“

Lieber Luis, danke für alles! »

loading