Onkel Prölls Schrebergarten

In der Bildungsdebatte schießt Landeshauptmann Pröll jetzt scharf. Wenn die Bildungsministerin vernünftige Pläne zur Modernisierung und Homogenisierung unseres Schulsystems vorlegt, versucht LH Pröll durch gezielte Falschinformationen die Menschen zu verunsichern. Die Zwentendorfer ÖVP-Gemeinderäte unterstützen ihn brav und kritiklos, indem sie behaupten, dass auch unsere Schulen in Zwentendorf von der Schließung durch Ministerin Schmid bedroht sind, was natürlich nicht der Fall sein wird.

Eine umfassende Reform des Schulsystems, mit dem Ziel, jedem Kind die gleiche Chance auf eine gute Bildung zu bieten, ist längst überfällig. Im bestehenden Schulsystem werden schwächere Schüler sehr bald und schnell aussortiert. Der umgekehrte Ansatz, nämlich viele Kinder möglichst weit mitzunehmen, ist unterentwickelt und auch nicht im Sinne der konservativen Kräfte in Österreich. Der gesellschaftspolitische Wandel hin zur Wissensgesellschaft darf nicht stocken, ansonsten verlieren wir unweigerlich den wirtschaftlichen Anschluss und damit auch den Wohlstand. Unsere LehrerInnen brauchen für ihre Arbeit sachliche politische Partner, mit dem Blick fürs Wesentliche, ohne Parteibuchwirtschaft und ohne Postenschacher.

Österreich hat eines der teuersten Bildungssysteme Europas, dennoch schneiden wir im Qualitätsvergleich (PISA-Studie) regelmäßig schlecht ab. Die Erklärungen für diese Realität sind meistens sehr österreichisch, nämlich die PISA-Studien sind falsch. Das ist reine Realitätsverweigerung.

Fortschritt in der Bildungspolitik ist bei LH Pröll Nebensache, wenn er um seine Macht gefährdet sieht. Die Reformresistenz sitzt bei manchen Landeskaisern tief.

Die veralteten Strukturen und Konzepte in der Bildungspolitik sind nur die Spitze des Eisberges. Die ganze Landesverwaltung ist von provinziellem Kleinhäuslertum geprägt. Österreich, ein nur halb so großes Land wie Bayern, das mit nur einer Regierung auskommt, braucht eine Bundesregierung, 9 Landesregierungen, über 2300 Gemeinden und unzählige Bezirksverwaltungen. Das Schrebergartendenken unserer Landespolitiker schadet dem ganzen Staat. Neben einer Bildungsreform ist eine Verwaltungsreform längst überfällig. Der ausufernde Pseudoföderalismus richten den Staat langfristig finanziell und strukturell zu Grunde.

PS: Unser Landesvater Pröll verkündete einst mit Stolz, in seinem Leben nur ein Buch gelesen zu haben („Der Schatz im Silbersee“). Vielleicht hat das auch etwas mit seiner Einstellung zur Bildung zu tun. Die ÖVP-Zwentendorf könnte ihm ja zu Weihnachten das Zweitbuch schenken.

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