Privat studieren? Viel zu teuer!

Im Herbst 2013 soll eine neue private Universität in Krems den Studienbetrieb aufnehmen – wenn sich genügend Studentinnen und Studenten dafür finden. Denn die Studiengebühr soll pro Jahr von 12.000 bis 15.000 Euro betragen, im Durchschnitt also 13.500 Euro.

Dafür soll es u.a. Lehrveranstaltungen zu „Health Sciences“, Humanmedizin, Psychotherapie und Neurorehabilitationswissenschaften geben. Das sei, sagt der Rektor der Donau-Universität Krems, Jürgen Willer, „ein Vorzeige- und Pilotprojekt von internationaler Strahlkraft“, womit wieder einmal die Sprache der Waschmittelwerbung deutlich ertönt. An der neu gegründeten Trägergesellschaft sind beteiligt: die MedUni Wien zu 50 Prozent, die Fachhochschule und die Donau-Universität Krems zu je 25 Prozent; das Land NÖ wird 25 Millionen Euro „für Infrastruktur“ beisteuern.

„Das Ziel ist eine Qualitätssicherung in der medizinischen Versorgung“, rechtfertigte Landeshauptmann Erwin Pröll diese Neugründung. Damit werde die Nahversorgung im Gesundheitswesen Niederösterreichs und die Ausbildung des medizinischen Nachwuchses verbessert. Für Studierende aus Niederösterreich werde es Stipendien geben.

Für eine Familie, die ein Kind in Krems studieren lassen möchte, schaut die oben erwähnte „Strahlkraft“ schlicht so aus: Pro Jahr müssen rund 13.500 Euro zusätzlich aufgebracht werden. Das entspricht immerhin einem unteren Jahreseinkommen! Ein Elternteil wird also nur für die Studiengebühr arbeiten, denn ob das Kind ein Stipendium bekommt, ist nicht so sicher. Ebenfalls unsicher ist, ob mit dem „strahlenden“ Studienabschluss eine sichere, gut bezahlte Anstellung verbunden sein wird.

In der Sitzung des NÖ Landtages am 06.07.2012 wurde das Vorhaben Privatuniversität Krems mit den Stimmen von ÖVP, SPÖ und FPÖ bei Ablehnung durch die Grünen beschlossen. Ein Resolutionsantrag des 3. Landtagspräsidenten Alfredo Rosenmaier (SPÖ) betreffend Schaffung eines transparenten Stipendiensystems, das niederösterreichischen Studentinnen und Studenten aus allen sozialen Schichten den Zugang zum Studium an der Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften ermöglichen soll, wurde einstimmig angenommen.

Der Vorsitzende der Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH) der MedUni Wien, Christian Orasche, befürchtet hingegen eine Abwanderung von Lehrpersonal von Wien nach Krems, wodurch die Qualität der staatlichen Universität erheblich leiden könne. “In einer Zeit, in der motivierte und gute Lehrende – vor allem der theoretischen Fächer – schwer zu finden sind und Kleingruppenseminare durch Massenunterricht ersetzt werden – in dieser Zeit lassen wir Ressourcen und Expertise nach Krems abwandern?”, wundert sich Orasche und meint, dass sich die MedUni Wien mit diesem Schachzug bald selbst Schachmatt setzen wird.

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