Schriften von Karl Marx nun UNESCO-Weltdokumentenerbe: Das freut uns!

„Das Manifest der Kommunistischen Partei“ (1848) und „Das Kapital“, erster Band (1867) wurden in fast allen Sprachen weltweit veröffentlicht. Im Juni 2013 wurden nun die beiden Werke von der UNESCO (Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur) in ihr Weltregister des Dokumentenerbes aufgenommen, „weil diese weltweit einen großen Einfluss auf soziale Bewegungen hatten“, erklärte die UNESCO-Kommission.1

„‘Das Kommunistische Manifest‘ und ‚Das Kapital‘ gehören zu den erfolgreichsten Werken der Weltverlagsgeschichte. Der erste Band des ‚Kapitals‘ wurde seit 1946 über eine Million Mal verkauft“, sagt Jörn Schütrumpf, Leiter des Berliner Dietz-Verlags, der die Marx-Engels-Werke editiert und in dem „Das Kapital“ mittlerweile in 40. Auflage erschienen ist: „Seit der Weltfinanzkrise hat sich der Absatz des ‚Kapitals‘ vervielfacht. Bis 2007 haben wir noch zwischen 500 und 750 Exemplaren jährlich verkauft. 2008 – zum Ausbruch der Krise – waren es 5000. Seither ist die Nachfrage hoch bei 1500 bis 2000 Exemplaren jährlich.“

Der Verlag sehe das steigende Interesse jedoch mit einem lachenden und einem weinenden Auge: „Das Kapital wird vor allem dann gelesen, wenn es der Gesellschaft schlecht geht, in guten Zeiten ist es weniger nachgefragt. Gäbe es die Krise nicht, erfreuten wir uns jetzt nicht der hohen Verkaufszahlen und des gestiegenen Interesses an Marx. Zwar liefert das Werk keine fertigen Antworten und Lösungen für die Krise, aber es befähigt aufmerksame Lesende dazu, eigenständig analysieren und emanzipatorisch handeln zu können. Deshalb freuen wir uns wiederum über jedes gelesene Buch.“ 2

Hat diese „Ehrung“ seitens der UNESCO heuer etwas mit dem 130. Todestag von Karl Marx zu tun? In Zeiten wie diesen jedenfalls suchen auch in Österreich mehr Menschen nach Alternativen, denken über eine neue, bessere Gesellschaftsordnung nach, und wollen sich für Veränderungen einsetzen. Aktivistinnen und Aktivisten der KPÖ stützen sich dabei wesentlich auf die marxistische Gesellschaftstheorie und Denkmethode, und dies ist nichts Abgeschlossenes, sondern hilft immer wieder, die Welt zu interpretieren, um sie entsprechend verändern zu können.

Heute bestätigt sich erst recht, was unsere Partei 1994 in ihren „Grundzügen für eine Neu-Orientierung“ feststellte: „Der wachsende Abstand zwischen Arm und Reich und die zunehmende soziale Ungerechtigkeit rufen in Erinnerung, dass der Interessengegensatz zwischen Kapital und Arbeit nicht verschwunden ist.“ Und weiter: „Die Entwicklung der heutigen Welt, die vom Kapitalismus und seinen inneren Widersprüchen geprägt ist, beweist die fortdauernde Gültigkeit einer Hauptthese von Karl Marx: Eine Gesellschaft, in der der Gewinn einer Minderheit und nicht das Interesse der Allgemeinheit, in der das Privateigentum an Produktionsmitteln und nicht der Wille der ProduzentInnen maßgeblich sind, ein System, in dem das Geld und nicht die Menschen den Inhalt der Arbeit, die Lebensmöglichkeiten und die Beziehungen zum/zur Nächsten bestimmen, ist lebensfeindlich und angesichts der Möglichkeit, der gesamten Menschheit die wichtigsten Lebensgrundlagen zu sichern, anachronistisch“.3

Quellen:

1 Deutsche UNESCO-Kommission, 18.06.2013

2 Rosa-Luxemburg-Stiftung, Pressemeldung, 20.6.2013

3 „KPÖ – Grundsätze einer Neu-Orientierung“, Grundsatzerklärung des 29. KPÖ-Parteitages 1994,

S. 26 und 23

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